Bewusstmachung von geteilten Zielen & adaptive Informationsdarbietung zur Unterstützung kollaborativen Lernens im Museum

Mag. Eva Mayr, VGK
Dieses Projekt adressierte die "personale Situierung" von Exponaten: Besucherdyaden erhielten mittels einer adaptiven, mobilen Medienanwendung maßgeschneiderte Informationen, die die Exponate im Bezug zu den Lernzielen der Besucher setzten. In der Untersuchung sollten die folgenden Fragestellungen geklärt werden: 1. Welche Auswirkung haben bewusste, geteilte Lernziele auf das Besuchsverhalten und das Lernen? 2. Kann die Anpassung von Information an bewusste, geteilte Lernziele mithilfe einer adaptiven, mobilen Medienanwendung Lernen darüber hinaus fördern? Die lernförderliche Wirkung von Zielen wurde in Studien zum formalen Lernen oftmals nachgewiesen. Studien im informellen Lernkontext Museum zeigen jedoch nur teilweise lernförderliche Ergebnisse. Es wurde vermutet, dass im informellen Lernen vor allem selbst gesetzte, internale Ziele aufgrund ihrer selbstregulativen Wirkung lernförderlich sind. In einer sozialen Besuchssituation sind es vor allem geteilte Ziele, die als gemeinsame Referenz zur Exploration und konversationalen Elaboration von Informationen dienen. Ziele können jedoch ihre selbstregulative und lernförderliche Wirkung nur entfalten, wenn die explorierte Information auch einen Bezug zu diesen hat. Im formalen Lernkontext selektiert der Lerner die zielrelevante Information; dagegen ist in informellen Lernkontexten nicht immer eine hohe intrinsische Lernmotivation vorhanden und oft ist eher die visuelle Ästhetik der Exponate als deren Zielrelevanz Grund für eine Auseinandersetzung mit ihnen. Eine Anpassung der Information auf einer adaptiven, mobilen Medienanwendung erlaubt den Besuchern das Verfolgen ihres Lernziels bei gleichzeitiger freier Exponatauswahl und reduziert dadurch die kognitiven Anforderungen.

Die Fragestellungen wurden in zwei Laborexperimenten im Kontext einer virtuellen Ausstellung und im Kontext einer physischen Ausstellung überprüft. Die Ergebnisse zeigen, dass hinsichtlich der Informationsverarbeitungstiefe der Besuch einer virtuellen Ausstellung eher eine formale Lernsituation darstellt, wohingegen der Besuch der physischen Ausstellung einem normalen Museumsbesuch ähnelt und damit eine validere Untersuchungssituation ist. Die Bewusstheit geteilter Ziele erwies sich in diesem Projekt als lernförderlich: Die Besucher erwarben mehr Wissen und weniger Teilwissen, wenn ihnen vor dem Besuch ein geteiltes Ziel bewusst gemacht wurde. Die Anpassung von Information erwirkte keinen darüber hinaus gehenden Lerneffekt. Jedoch führte die Anpassung von Information zu einem gleichmäßigeren Besuchsverhalten, das dem von Besuchern ohne bewusste Ziele ähnelt. Dagegen zeigten Besucher mit bewussten Zielen, aber zufälliger Information (¼ zielrelevant, ¾ zielirrelevant), ein sehr selektives Besuchsverhalten: Sie suchten im Speziellen nach weiterer Information zu zielirrelevanten Exponaten und ignorierten die mobile Medienanwendung, wenn diese ihre Erwartungen nicht erfüllte. Sie explorierten außerdem die Ausstellung kürzer als die anderen Besucher.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass bewusste Ziele Lernen und Informationsverarbeitungstiefe in Ausstellungen erhöhen können. Ohne zusätzliche Information, die dieses Ziel befriedigt, müssen Besucher jedoch ihr Verhalten stärker regulieren und selektiver Vorgehen - was eine hohe Motivation der Besucher voraussetzt. Mobile Medien haben hier ein hohes Potential, um personalisierte, zielrelevante Information zu bieten, und dadurch die Anforderungen an den Besucher zu reduzieren.