Förderung des Selbstbezugs durch visuelle Personalisierung

Dipl.-Psych. Jörn Töpper
Dieses Forschungsprojekt befasste sich mit der filmischen Personalisierung von Ausstellungsinhalten und ihrem Einfluss auf den Wissenserwerb des Besuchers. Im Vordergrund stand damit die Frage nach dem Potential spezifischer Genres respektive Darbietungsformen des Inhalts für den lernförderlichen Einsatz von Medien in Ausstellungen. Basierend auf den sozialen Gestaltungsprinzipien von Mayer, dem Media-Framing-Ansatz und der Theorie der Parasozialen Interaktion wurde von folgender These ausgegangen: Filme im Ausstellungskontext, die Informationen durch eine interviewte Person narrativ präsentieren, motivieren den Besucher, sich stärker kognitiv und affektiv mit den medialen Inhalten auseinanderzusetzen.

Inwieweit diese Annahme zutreffend ist, wurde in einer Kombination von Feld- und Laborstudien untersucht. Gegenstand war die vom Deutschen Museum München konzipierte Ausstellung "Leben mit Ersatzteilen", die im Berliner Medizinhistorischen Museum zu sehen war und im Rahmen des Projekts zusätzlich in eine virtuelle Ausstellung umgesetzt wurde. In der Feldstudie im Berliner Medizinhistorischen Museum und in den Anfang 2008 durchgeführten Laborstudien lag der Fokus auf der Interaktion des Ausstellungsbesuchers mit dem digitalen Medium sowie der Beschaffenheit des informellen Lernraumes, in der diese Interaktion stattfindet. Die Interaktion entspricht in dieser Kommunikationssituation der Parasozialen Interaktion. Dass diese Form der Kommunikation tatsächlich in Abhängigkeit von der Beschaffenheit des Mediums stattfindet, konnte in den Studien gezeigt werden; dabei stellte sich das Gefühl einer Parasozialen Interaktion beim Rezipieren der neutralen Filmversionen mit einem Sprecher aus dem Off nur im geringen Masse ein. Diese unterschiedlichen Wirkungen der personalisierten und neutralen Filme wurden nicht nur auf emotionaler, sondern auch auf kognitiver Ebene experimentell nachgewiesen.

Neben unterschiedlicher kognitiver Parasozialer Interaktion zeigte sich ebenfalls im Bereich des elaborierten - und damit nachhaltigem - Lernen der filmischen Inhalte eine vom Filmtyp abhängige Wirkung: die Wissensinhalte personalisierter Filme wurden sowohl in einer unmittelbaren als auch verzögerten Postmessung besser erinnert. Die Ergebnisse des verzögerten Wissenstests waren zwar geringer als die in der unmittelbaren Messung, aber immer noch signifikant voneinander verschieden. Diese verbesserten Wissensleistungen blieben in allen Teilausstellungen auf die Inhalte der personalisierten Filme bezogen und konnten nicht im Sinne eines Ausstrahlungseffekts für die Inhalte der nachgeordneten Teilausstellung nachgewiesen werden. Auch im Bereich der Evaluation zeigte sich kein Ausstrahlungseffekt, da die personalisierten Filme zwar als interessanter bewertet wurden und an ihnen länger verweilt wurde, ohne dass dies aber einen Einfluss auf die Bewertung oder die Verweildauer in der Teilausstellungen hatte.

Anders verhielt es sich mit dem persönlichen Bezug des Besuchers zu einer der Teilthematiken der Ausstellung "Leben mit Ersatzteilen": je größer dieser angegeben wurde, desto länger war die Verweildauer in der Teilausstellung, desto interessanter wurde diese bewertet und desto vertiefter schätzten sich die Besucher dort ein. So konnte gezeigt werden, dass personalisierte Filme das Verhalten und den Wissenserwerb des Besuchers beeinflussen. Dieser Effekt zeigte sich sowohl in einer direkten als auch in einer verzögerten Postmessung. Der lernförderliche Einfluss personalisierter Wissensinhalte konnte damit erstmals im informellen Lernkontext Museum nachgewiesen werden.