Mobiles Lernen durch situationales Interesse und Wissensaustausch in informellen Settings

Dipl. Psych. Daniel Wessel
Dieses Teilprojekt beschäftigte sich mit dem Interesse von Besuchern während und nach einem Ausstellungsbesuch. Interesse ist eine zentrale Variable in Museen, da es Besuchern aufgrund des eher informellen Settings frei gestellt ist, sich mit den vorliegenden Exponaten und Informationen auseinander zu setzen. Museen müssen das Interesse der Besucher wecken und unterstützen (vgl. Falk & Dierking, 2008; Csikszentmihalyi und Hermanson, 1995). Entsprechend wurden drei Fragen untersucht:
(1) Was macht ein Ausstellungsstück für den Besucher interessant?
(2) Ist es möglich, vorhandenes Interesse durch die Bereitstellung von Informationen während des Ausstellungsbesuches zu unterstützen?
und
(3) Ist es möglich, Interesse und Wissensaustausch durch einen Interest Trail, d.h. eine Liste von Objekten die ein Besucher während des Besuches interessant gefunden und als solche markiert hat, zu unterstützen?
Da Besucher von Museen recht heterogen sind (vgl. Falk & Adelman, 2003), das Interesse aufgrund der vielen Anreize flüchtig ist und unterstützende Maßnahmen sofort verfügbar sein müssen, wurden elektronische Ausstellungsführer als möglicher Weg zur Unterstützung des Interesses in den Fokus genommen. Die Forschungsfragen wurden mittels zweier empirischer Studien untersucht. In der ersten Studie wurde zwischen März und Juni 2007 ein Laborexperiment mit der Ausstellung "Nanodialog" durchgeführt, die im Foyer des Instituts ausgestellt war. Ein mobiler Ausstellungsführer wurde entwickelt, der, je nach Versuchsbedingung, Zusatzinformationen zur Verfügung stellte oder nicht. Ein Teil der Probanden hatte darüber hinaus die Möglichkeit, interessante Exponate zu markieren und nach dem Besuch auf einer Website gesondert anzusehen. Um eine möglichst hohe externe Validität zu gewährleisten, wurde die zweite Studie im März und April 2008 im Deutschen Museum Bonn mit regulären Besuchen durchgeführt. Es wurde untersucht, welche Exponate für den Besucher interessant sind und welchen Einfluss eine Kombination von unmittelbarer Verfügbarkeit von Informationen und die Möglichkeit zum Speichern von interessanten Exponaten auf das Besucherverhalten hat. Auch hierfür wurde ein mobiler Ausstellungsführer entwickelt.

Studie 2 zeigte, dass es vor allem interaktive Exponate sind, die in wissenschaftlich-technischen Museen das Interesse der Besucher wecken und als am interessantesten genannt werden. Dem scheinen vier Faktoren zugrunde zu liegen: Anziehungskraft des Exponates, sofortiges Vergnügen, Bekanntheit und Informationswert des Exponates.

Die Bereitstellung von Zusatzinformationen in Studie 1 führte zu einer Verdoppelung der Besuchszeit, erhöhter Beschäftigung mit dem Ausstellungsthema nach dem Besuch sowie einer besseren Bewertung der Ausstellung. Einflüsse auf das Interesse der Besucher zeigten sich jedoch nicht. Die direkte Verfügbarkeit von Informationen der Ausstellung auf dem mobilen Gerät führte in Studie 2 zu einer Erhöhung der Besuchszeit. Benutzer des Ausstellungsführers bewerteten den Besuch und das Museum positiver als Besucher ohne Ausstellungsführer oder Nicht-Nutzer. Nachbereitung des Museumsbesuches im Sinne eines Website-Besuches wurde nur von wenigen Probanden in Studie 1 betrieben. Auch in Studie 2 riefen nur ca. 1/4 bis 1/5 der Besucher Inhalte der Website auf. Benutzer des Ausstellungsführers sprachen jedoch häufiger mit ihrer Begleitung über den Museumsbesuch als Besucher ohne Ausstellungsführer oder Nicht-Nutzer.