Page 25 - IWM_Jahresbericht_2019
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PRAXISFELD WISSENSBEZOGENE INTERNETNUTZUNG 25
PROF. DR. SONJA UTZ IM FIGARO
ÜBER SOCIAL-MEDIA-IRRTÜMER
Soziale Medien machen depressiv. Diese beunruhigende Schlagzeile kursierte im
Berichtsjahr nicht nur in den deutschen Medien. Eine der wichtigsten Tageszeitungen
in Frankreich, Le Figaro, widmete im April der Social-Media-Nutzung ein doppelseitiges
Special. Zur Frage, ob Instagram und Co. tatsächlich unglücklich machen, gab Prof. Dr.
Sonja Utz im Interview Entwarnung. Die meisten wissenschaftlichen Studien zeigten
lediglich kurzfristige negative Effekte der Nutzung für eine kleine Gruppe von Probanden.
AUF DPA-BERICHT ÜBER IWM-FORSCHUNG
FOLGT BREITES MEDIENECHO
Was passiert mit dem Gehirn, wenn wir ständig digitale Medien nutzen? Im Juli begab
sich die Nachrichtenagentur dpa auf die Suche nach Antworten und fand sie im
Gespräch mit IWM-Forschenden. In dem daraus entstandenen Bericht erklärte Prof. Dr.
Peter Gerjets, Leiter der Arbeitsgruppe Multimodale Interaktion, warum beispielsweise
das Lesen am Smartphone das Arbeitsgedächtnis oft besonders belastet. Dass digitale
Medien per se aber weder gut noch böse sind, betonte Direktorin Prof. Dr. Ulrike Cress.
Über 330 On- und Offline-Medien griffen den Beitrag, in dem auch die wissenschaftliche
Mitarbeiterin Dr. Yvonne Kammerer Stellung zum digitalen Lesen bezog, auf – darunter
die Süddeutsche Zeitung, Spiegel online und das ZDF.
WORKSHOP BELEUCHTET POTENZIALE
DES WISSENSTRANSFERS 2.0
Vom 25. bis 26. März 2019 richtete die Arbeitsgruppe Soziale Prozesse einen Workshop
am IWM zum digitalen Wissenstransfer aus und holte Akteure aus Wissenschaft und
Praxis an einen Tisch. Mitglieder des Fachnetzwerkes Sozialpsychologie zu Flucht und
Integration brachten ihre Expertise ein und erläuterten, wie sie durch Wissenskom-
munikation den Integrationsprozess Geflüchteter konkret unterstützen. Es folgte eine
Podiumsdiskussion zu der Frage, wie wissenschaftliche Fakten emotional geführte
Debatten versachlichen können. Prominente Gäste, darunter SWR-Chefredakteurin
Dr. Gabi Biesinger und Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer, führten am Beispiel
der Flüchtlingsdebatte eine rege Diskussion über wissenschaftliche Evidenz.
WENN MÜTTER DADDELN –
STUDIE ZUR SMARTPHONE-NUTZUNG
Was passiert, wenn Mütter am Handy daddeln? Mit dieser Frage, die 2019 angesichts von
zunehmendem Mom-Shaming immer brisanter wurde, beschäftigte sich Lara Wolfers
von der Nachwuchsgruppe Soziale Medien mit Kolleginnen der Universität Hohenheim.
Für ihre Studie beobachtete die Forschergruppe auf verschiedenen Spielplätzen die
Interaktion von 89 Müttern mit ihren Kindern. Das Ergebnis: Wenn Mütter zu lange
am Handy sind, leidet darunter ihre Feinfühligkeit gegenüber dem Kind. Doch wer das
Smartphone ganz weglegt, verliert möglicherweise einen wichtigen Anti-Stressfaktor.
Über die Studie berichteten verschiedene Print- und Online-Medien wie beispielsweise
spektrum.de und Focus Online.