Page 21 - IWM_Jahresbericht_2019
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PRAXISFELD WISSENSVERMITTLUNG IN MUSEEN UND AUSSTELLUNGEN       21




          IWM MACHT GESCHICHTE INTERAKTIV –
          EINWEIHUNG TÜBINGER TISCH

          Als „Weltneuheit“ präsentierte Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer im Juni der
          Presse ein Multimedia-Tool im historischen Rathaus der Universitätsstadt. Dieser so
          genannte Tübinger Tisch ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen dem IWM und der
          Stadt. Mit der Billardtisch-großen Multi-Touch-Anwendung können sich Besucherinnen und
          Besucher die touristischen Highlights Tübingens intuitiv und interaktiv erschließen. Eine
          zusätzliche behindertengerechte Station mit Audiounterstützung sowie eine Ende 2019
          in Betrieb genommene Außenstation am Stadtmuseum ergänzen das Angebot. Durch die
          zahlreichen Nutzungen des interaktiven Infotools ergeben sich für die Forschenden nun
          wichtige Erkenntnisse aus der Praxis für die Weiterentwicklung des Systems.




          MUSEUMSDEFINITION AUF DEM PRÜFSTAND


          In einer Zeit, in der Sammeln und Bewahren durch unbegrenztes Speichern keine Werte
          an sich mehr sind, müsse auch das Konzept „Museum“ in Frage gestellt werden – so die
          Forderung des Internationalen Museumsrats (ICOM). Eine Neudefinition solle sich stärker
          als bisher an den Aufgaben der Museumsarbeit im 21. Jahrhundert orientieren. Mit einem
          Gastkommentar auf der Online-Plattform wissenschaftskommunikation.de meldete sich auch
          Prof. Dr. Stephan Schwan in der Debatte zu Wort. Als Leiter der Arbeitsgruppe Realitätsnahe
          Darstellungen befasst er sich mit Wissensvermittlung durch digitale Medien in Museen. Aus
          seiner Sicht gäbe es eine Reihe guter Gründe für eine Neudefinition, die sowohl der dialo-
          gischen und partizipatorischen Praxis sowie den unterschiedlichen Bildungsaufgaben von
          Museen gerecht werden, betonte Prof. Dr. Stephan Schwan in seinem Kommentar.





          BESUCHERLEITSYSTEM IM MUSEUM SACHSENHAUSEN
          Wie leitet man Besucherinnen und Besucher am besten durch das Gelände eines
            Museums? Mit dieser Frage hat sich im Berichtsjahr das Museum und Gedenkstätte
            Sachsenhausen beschäftigt und kooperierte dazu mit der Arbeitsgruppe Realitätsnahe
          Darstellungen und der Medienentwicklung des IWM. Anhand eines von der Arbeitsgruppe
          konzipierten Fragebogens zu soziodemographischen Daten aber auch Motivation und
            Interesse der Besuchenden wurden über 300 Personenprofile erstellt. Das Team der
          Medienentwicklung erhob anschließend durch GPS-Fitnesstracker die Bewegungen der
          Personen auf dem Gelände und bereitete die Daten in einer interaktiven Kartenanwen-
          dung auf. Basierend auf der Analyse der Besucherprofile und Bewegungsmuster soll das
            Wegeleitsystem in Sachsen hausen neugestaltet werden.




          PROF. DR. STEPHAN SCHWAN IM BEIRAT
          DES DEUTSCHEN MUSEUMS


          Seit Jahren bestehen enge Projektkooperationen zwischen dem IWM und dem Deut-
          schen Museum. Mit der Wahl von Prof. Dr. Stephan Schwan in den Beirat des Münchner
            Museums wird die Zusammenarbeit nochmals intensiviert. Seit Januar 2019 berät der
          Leiter der Arbeitsgruppe Realitätsnahe Darstellungen das Museum über vier Jahre hinweg
          in wissenschaftlichen Angelegenheiten und wird dabei auch Empfehlungen für die länger-
          fristigen Sammlungs- und Ausstellungskonzepte aussprechen.
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