Arbeitsgruppe Wissensaustausch und Soziale Prozesse
2010–2012
Förderung Eliteprogramm für PostdoktorandInnen
Dieses Projekt untersuchte die Spannung zwischen strukturellen Anforderungen und sozialer Dynamik in Bezug auf effektives kollaboratives Lernen. Einerseits müssen sich kollaborative Lerner der Stärken und Schwächen der anderen bewusst sein, sodass die Lerner mit mehr Wissen spezifische Hilfe für Lerner mit weniger Wissen anbieten können. Das bedeutet, dass Lerner Knowledge Awareness entwickeln müssen. Andererseits besteht die Möglichkeit sozialer Vergleiche, wenn kollaborative Lerner sich der Stärken und Schwächen anderer bewusst werden. Lerner können dann ihre eigene Intelligenz und Kompetenz evaluieren, indem sie sich mit ihrem Lernpartner vergleichen.
Unsere Befunde hierzu zeigten, dass Lerner mit viel Wissen, die diesen Vergleichsprozess durchlaufen, den Fokus auf die Maximierung einer positiven Selbsteinschätzung legen und nicht auf die Informationsmenge, die sie oder ihr Lernpartner lernen. Insbesondere konnten wir zeigen, dass Knowledge Awareness diejenigen Lerner mit viel Wissen, die prädisponiert dafür sind, sich selbst durch Vergleiche mit anderen zu evaluieren, dazu bringt, weniger hilfreiche Erklärungen für weniger wissende Lernpartner anzubieten. Da aber gerade die Lerner mit viel Wissen diejenigen sind, die anderen beim Lernen am meisten helfen können, kann dieses Verhalten somit die Effektivität von kollaborativem Lernen in hohem Maße untergraben. In einer weiteren Studienreihe beschäftigten wir uns daher mit situationalen Voraussetzungen von problematischen selbstevaluativen sozialen Vergleichen zwischen kollaborativen Lernern und solchen Lerntechniken, die das Potenzial haben, diesem kontraproduktiven Verhalten entgegen zu wirken.
Neugebauer, J., Ray, D.G., & Sassenberg, K. (2016). When being worse helps: The influence of upward social comparisons and knowledge awareness on learner engagement and learning in peer-to-peer knowledge exchange. Learning and Instruction, 44, 41-52.
Ray, D., Neugebauer, J., Sassenberg, K., Buder, J., & Hesse, F. W. (2013). Motivated shortcomings in explanation: The role of comparative self-evaluation and awareness of explanation recipient knowledge. Journal of Experimental Psychology: General, 142, 445-457.