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Projekt

Der Glaube an Verschwörungstheorien und sozialer Einfluss

Arbeitsgruppe
Soziale Prozesse
Laufzeit
04/2019-10/2023
FörderungIWM-Haushaltsmittel
Projektbeschreibung

Online zirkulieren zahlreiche Verschwörungstheorien, z.B. über den Klimawandel, die Auswirkungen von Impfungen und andere gesellschaftlich relevante Themen. Verschwörungstheorien sind populär, zugleich jedoch oft gefährlich für die Gesellschaft, da sie zu weniger politischem und persönlichem Engagement und weniger Vertrauen im Allgemeinen sowie gegenüber Autoritäten führen können. Trotz ihrer Popularität wissen wir bislang verhältnismäßig wenig über den Zusammenhang von Verschwörungstheorien und sozialem Einfluss, sowie über die sozialen Faktoren, die bei der Entstehung und Beibehaltung von Verschwörungstheorien eine zentrale Rolle spielen könnten. Dieses Forschungsprojekt zielte darauf ab, diese Zusammenhänge besser zu verstehen und Wege zu untersuchen, wie der Einfluss von Verschwörungstheorien verringert werden kann.


Ein Faktor, der Verschwörungstheorien für Menschen attraktiv macht, ist, dass man etwas ganz anderes als der Rest der Gesellschaft glaubt und so die eigene Besonderheit bzw. Einzigartigkeit herausstellen kann. Die bloße Information, dass eine Mehrheit an etwas anderes glaubt oder dass man von einer sozialen Norm abweicht, führt daher eher nicht dazu, den Einfluss von Verschwörungstheorien zu mindern. Darüber hinaus kann das mangelnde Vertrauen in Autoritäten und Experten dazu führen, dass Anhänger von Verschwörungstheorien gerade Ratschläge solcher Personen nicht annehmen. Daher ist zu vermuten, dass Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, insgesamt weniger auf sozialen Einfluss reagieren.
In diesem Projekt untersuchten wir diese Vorhersage sowie mögliche Moderatoren und Mechanismen, die dieser Beziehung zugrunde liegen. Ziel des Projektes war es, Bedingungen zu identifizieren, unter denen ein sozialer Einfluss, der den Glauben an (ungerechtfertigte) Verschwörungstheorien reduziert, möglich erscheint. Der Fokus lag dabei u.a. auf Bedürfnissen und Motiven, die typischerweise mit dem Glauben an Verschwörungstheorien verbunden sind, auf existenziellen und epistemischen Bedürfnissen sowie dem Bedürfnis nach Einzigartigkeit. Die Ergebnisse zeigten u.a., dass der Glaube an eine COVID-19-Verschwörungstheorie und die Konfrontation damit das institutionelle Vertrauen, die Unterstützung staatlicher Vorschriften, die Annahme von sozialer Distanz und in gewissem Maße auch das soziale Engagement verringerte. Die Ergebnisse unterstrichen damit die gravierenden gesellschaftlichen Auswirkungen von Verschwörungstheorien im Kontext von COVID-19.

Publikationen

Pummerer, L., Böhm, R., Lilleholt, L., Winter, K., Zettler, I., & Sassenberg, K. (2022). Conspiracy theories and their societal effects during the COVID-19 pandemic. Social Psychological and Personality Science, 13(1), 49-59. https://dx.doi.org/10.1177/19485506211000217 [Data] Open Access