Arbeitsgruppe Multimodale Interaktion
November 2004 - Oktober 2007
Haushaltsmittel IWM
Visualisierungen haben sich als hilfreich erwiesen, um kognitive Prozesse
zu unterstützen. Informationsvisualisierungen helfen dabei, die inhärente
Struktur großer Mengen abstrakter Informationen, die keine natürliche
visuelle Repräsentation haben, z.B. in einer Hypermedia Lernumgebung, einer
Datenbank, im World Wide Web, zu erkennen und einen visuellen Zugriff auf Informationen
zu erleichtern (Card, Mackinlay & Sneiderman, 1999). Wissensvisualisierungen
dienen der Unterstützung von Funktionen des Gedächtnisses bei der
Organisation und Repräsentation von Wissen. Wissenserwerb und Problemlösen
können dadurch gefördert, Wissen lokalisiert, rekonstruiert, diagnostiziert
und kommuniziert werden (Holley & Dansereau, 1984). Digitale Concept Maps
eröffnen Möglichkeiten, Synergien beider Visualisierungsformen für
das Wissens- und Informationsmanagement zu nutzen (vgl. Keller & Tergan,
2005; Tergan, 2005, Tergan, Keller & Burkhard, 2006).
Im Rahmen des Projekts wurden Potenziale digitaler Concept Maps für eine
wissensbasierte Informationsvermittlung empirisch untersucht. In der AG Wissenserwerb
mit Hypermedien galt das Interesse der Nutzung von Concept Maps als Interface
für die Informationssuche. Im Fokus stand die Frage, ob mittels einer digitalen
Concept Map die Informationssuche unterstützt werden kann. Bisherige Untersuchungen
zu Concept Maps als Interfaces hatten zu widersprüchlichen Befunden geführt
(Rouet, Potelle & Goumi, 2005). Es wurde erwartet, dass eine digitale Concept
Map im Vergleich zu einer digitalen Concept Liste (ähnlich einer hierarchischen
Bookmark-Liste von URLs) als Interface vorteilhafter ist, weil mittels Concept
Map semantische - im gegebenen Fall kategoriale und funktionale - Relationen
zwischen Informationsressourcen visualisiert und verbal expliziert werden können,
während mittels hierarchischer Concept Liste nur eine Visualisierung kategorialer
Relationen möglich ist. In einem Entscheidungsexperiment ergaben sich Hinweise
darauf, dass Concept Maps nicht in jedem Fall die Informationssuche erleichtern.
Die Befunde legen nahe, dass eine digitale Concept Map dann erfolgreich als
Interface für eine wissensbasierte Informationssuche eingesetzt werden
kann, (1) wenn die Kenntnis des semantischen Zusammenhangs zwischen aufgabenrelevanten
Informationsressourcen für die Entscheidung über die Relevanz einer
Ressource wichtig ist und (2) wenn die Map übersichtlich und verständlich
ist. Im Falle eines ausschließlich kategorialen Zusammenhangs zwischen
Informationsressourcen ergaben sich bei der Nutzung einer digitalen Concept
Map im Vergleich zu einer digitalen Concept Liste keine signifikanten Unterschiede.