Arbeitsgruppe Wissenskonstruktion
Februar 2008 - offen
Haushaltsmittel IWM, Leibniz Graduate School for Knowledge Media Research
Soziale Interaktionen in Online-Communities gehören mehr und mehr zu unserem Lebensalltag: Menschen tauschen sich über private und berufliche Themen aus und gehen auf die Suche nach wichtigen Informationen. Wer sich in Networking-Communities trifft, sucht nicht nur alte Bekannte und pflegt Freundschaften, sondern betreibt oft auch berufliches Networking, etwa um sich auf dem Bewerbermarkt zu präsentieren oder Kunden zu akquirieren. Interaktion und Kommunikation in Online-Communities erfüllt damit zwei wesentliche Funktionen: sich zu informieren und Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Kommunikation dient dabei nicht nur dem In-Kontakt-Kommen mit anderen Community-Mitgliedern (Etablierung von Common Bonds), sondern fördert auch die Übernahme einer gemeinsamen sozialen Identität (Etablierung einer Common Identity). Die Hauptfragestellung des Projektes ist deshalb, in wie weit soziale Interaktion und Kommunikation (wie beispielsweise der Austausch von persönlichen Erfahrungen) die Integration in und Bindung an Communities unterstützt und welche Konsequenzen die Bindung wiederum für die soziale Interaktion und Kommunikation hat. Da innerhalb größerer Communities häufig Subgruppen entstehen, die die Kommunikation zwischen den Subgruppen behindern können, widmet sich das Projekt diesem Phänomen ebenfalls. Das Projekt betrachtet die Konsequenzen dieser Subgruppenbildung auf Interaktions- und Kommunikationsprozesse.
Das Social Networking von Studierenden auf Facebook© und darüber hinaus wird im Rahmen eines Teilprojekts des WissenschaftsCampus Tübingen untersucht. Fokussiert wird unter anderem darauf, welche Rolle Facebook dabei spielt, ein studentisches Netzwerk und damit studentischen Austausch zu etablieren, und wie sich das studentische Netzwerk und der studentische Austausch wiederum auf die akademische Leistung auswirken.
In nahezu allen Online-Communities existiert neben verschiedenen Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten die Möglichkeit, sich den anderen Community-Mitgliedern in individuellen Profilen vorzustellen. Durch Nutzer-Profile wird sichtbar, wer was weiß, Wissensträger innerhalb der Community werden identifizierbar. Die in Profilen enthaltenen persönlichen Informationen dienen folglich dazu, Mitglieder mit ähnlichen Interessen oder aus ähnlichen beruflichen Kontexten zu identifizieren beziehungsweise Mitglieder mit komplementären Expertisen zu finden. Im Rahmen des Projektes beschäftigt sich unter anderem eine Dissertation mit der Frage, ob Menschen sich in unterschiedlichen Arten von Communities unterschiedlich darstellen und welche weiteren Faktoren die Selbstpräsentation in Online-Communities beeinflussen.
Aufbauend auf den Ergebnissen der im Projekt durchgeführten Untersuchungen sollen Implikationen für die Gestaltung von Internetplattformen oder Wissensmanagementsystemen abgeleitet werden, die den Wissensaustausch – sei es in Form der Bereitstellung von Inhalten für die gesamte Community oder in Form von bilateraler Kommunikation – fördern. Durch die Implementation verschiedener Designoptionen in Anwendungsprojekten (z.B. PATONGO) und die Analyse vorhandener Variationen in und zwischen Internetportalen sollen langfristig weitere Erkenntnisse über deren Wirkungsweise gewonnen werden.