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Projekt

Reihenfolgeeffekt beim Lesen multipler Texte

ArbeitsgruppeMultiple Repräsentationen
Laufzeit08/2017-offen
FörderungSAW Postdoc Netzwerk Kognitive Konflikte bei der Mediennutzung, IWM-Haushaltsmittel
Projektbeschreibung

Recherchiert man im Internet nach Informationen, so stößt man häufig auf verschiedene, oftmals widersprüchliche Erklärungen für ein und dasselbe Phänomen. In diesem Projekt wird untersucht, wie sich das Lesen verschiedener Erklärungen für dasselbe Naturphänomen auf die Erinnerungsleistung auswirkt und inwiefern Reihenfolgeeffekte die Erinnerungsleistung beeinflussen. Die Ergebnisse aus diesem Projekt sind überall dort von Relevanz, wo die Informationssuche eine Rolle spielt, beispielsweise in Schule oder Hochschule.


Ausgangspunkt des Projektes ist der empirische Befund, dass beim Lesen multipler Texte Reihenfolgeeffekte auftreten können. In zwei empirischen Studien, in denen den Teilnehmenden Texte mit unterschiedlichen Erklärungen für dasselbe Naturphänomen dargeboten wurden, zeigte sich ein Verarbeitungs- und Erinnerungsvorteil für den jeweils zuerst gelesenen Text. In der ersten durchgeführten Studie konnte dieser Effekt aufgehoben werden, wenn den Teilnehmenden explizit gesagt wurde, dass der zuerst gelesene Text veraltet sei. Dieser Befund konnte jedoch in Studie 2 nicht repliziert werden.


Der beobachtete Vorteil für den zuerst gelesenen Text erinnert an einen Primacy Effekt bzw. den Continued Influence Effekt. Auch hier hat die zuerst rezipierte Information einen starken Einfluss auf die spätere Performanz der Teilnehmenden. Der Effekt ist jedoch insofern neu, als dass es unseres Wissens nach bisher keine empirischen Studien gibt, die diesen Bias mit längeren, naturwissenschaftlichen Erklärungen beobachtet haben.


Bei einer Internetrecherche könnte somit die zuerst rezipierte Information einen starken Einfluss ausüben, die sich durch später rezipierte Informationen nicht oder nur unter bestimmten Bedingungen korrigieren bzw. überschreiben lässt.


In Folgestudien werden Maßnahmen untersucht, mit denen sich dieser Bias reduzieren lässt. So weiß man beispielsweise, dass die Darbietung von Bildern die Erinnerungsleistung ebenfalls beeinflusst. Daher könnte die Bilddarbietung zu einer Abschwächung oder Aufhebung des Effektes führen. Eine weitere Rolle könnte die Lesezeit spielen, welche die Studienteilnehmenden den Texten widmen: So wurde der erste Text meist länger gelesen als der zweite Text. Bei gleichbleibender Lesezeit könnte der Bias daher aufgehoben werden.

Kooperationen
  • Dr. Daniela Becker, Radboud University (Niederlande)