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Projekt

Der Einfluss von Emotionen beim Erwerb von Wissen über die Tiefe Hirnstimulation

Arbeitsgruppe
Soziale Prozesse
Laufzeit
11/2013–05/2017
Förderung
BMBF

Projektbeschreibung

Die lebenswissenschaftlichen Erkenntnisse erfreuen sich großer medialer Aufmerksamkeit, aber führt das auch dazu, dass die Rezipienten ein ausgewogenes Bild über den Erkenntnisstand erwerben? Dieses Projekt untersucht am Beispiel der Tiefen Hirnstimulation (THS), wie mediale Berichterstattung über Lebenswissenschaften negative Emotionen auslösen und dadurch die Rezeption von Informationen beeinflussen können. Es adressiert somit vor allem die Internetnutzung in der Freizeit.

 

Dieses Projekt ist Teil eines Verbundes zum Thema "ELSA Forschungstransfer: Von der Wissenschaft zur Öffentlichkeit: Das Beispiel der Tiefen Hirnstimulation". Darin wird untersucht, inwieweit sich Emotionen, die durch Information in journalistischen Texten über Tiefe Hirnstimulation (THS) ausgelöst werden, auf die Rezeption dieser Medieninhalte auswirken. Im Allgemeinen üben Emotionen einen verzerrenden Einfluss auf die Informationsrezeption und -verarbeitung aus. Medienberichte über THS können aufgrund der mit der Intervention verbundenen operativen Eingriffe ins Gehirn Emotionen auslösen. Im Rahmen des Projekts werden die Effekte unterschiedlicher journalistischer Stilmittel und medialer Rahmenbedingungen auf die Informationsrezeption untersucht.

 

Erste Befunde legen nahe, dass Berichte dann stärkere Emotionen auslösen, wenn sie im Audio-Format statt schriftlich präsentiert werden. Zudem lösen Berichte, die einen betroffenen Patienten in den Mittelpunkt stellen, stärkere Emotionen aus als Berichte, die einen Arzt oder Patienten im Allgemeinen in den Mittelpunkt stellen. Diese bei LeserInnen ausgelösten negativen Emotionen bewirken, dass hauptsächlich negative Inhalte von THS erinnert werden.

 

Die in diesem Projekt gewonnenen Erkenntnisse sind für die Anwendung von hoher Relevanz: Sie legen unter anderem nahe, dass Berichte die Nähe zu Betroffenen herstellen – eine unter Journalisten sehr beliebte Technik, um bei einer breiten Öffentlichkeit Interesse für lebenswissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen – einen verzerrenden Einfluss auf die Informationsrezeption bezüglich des Themas haben können.

Kooperationen

Prof. Dr. Jens Clausen, Universität Tübingen, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin

Prof Dr. Dr. Urban Wiesing, Universität Tübingen, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin

Publikationen

Sassenrath, C., Greving, H., & Sassenberg, K. (2018). Are you concerned? Patient testimonials in medical communication affect healthy recipients' emotions and memory. Frontiers in Communication, 3:18. https://dx.doi.org/10.3389/fcomm.2018.00018

Sassenrath, C., Greving, H., & Sassenberg, K. (2017). It has to be first-hand: The effect of first-person testimonials in medical communication on recipients' emotions and memory. Cogent Medicine, 4: 1354492. https://dx.doi.org/10.1080/2331205X.2017.1354492

Sassenberg, K., & Wiesing, U. (2016). Internet-informierte Patienten – Empirische Evidenz für einseitige Informationsverarbeitung und ihre medizinethischen Implikationen. Zeitschrift für Medizinische Ethik, 62, 299-311. https://dx.doi.org/10.14623/zfme.2016.4.299-311