Kollaborative Wissenskonstruktion in Wikipedia
Arbeitsgruppe | Wissenskonstruktion |
Laufzeit | 01/2015-09/2020 |
Förderung | Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen, IWM-Haushaltsmittel |
Projektbeschreibung
Haben Sie schon einmal etwas auf Wikipedia nachgeschlagen? Oder vielleicht auch selbst etwas zu Wikipedia beigetragen? Das Web 2.0 verändert Prozesse der Wissenskonstruktion. Die Frage ist, wie auf Wikipedia eigentlich Wissen entsteht und welchen Einfluss der individuelle Internetnutzer wiederum auf die Entstehung dieses Wissens hat.
Wissen wurde früher vor allem von einzelnen Personen in Printformaten dokumentiert. Heutzutage findet die Konstruktion von Wissen zum einen verstärkt im Internet statt wie beispielsweise auf Wikipedia. Zum anderen findet sie kollaborativ statt, d.h. durch die Zusammenarbeit vieler Personen an einem Wikipedia Artikel. Dadurch verändern sich die Prozesse der Wissenskonstruktion. Basierend auf dem Ko-Evolutionsmodell (Cress, Feinkohl, Jirschitzka, & Kimmerle, 2016; Cress & Kimmerle, 2008) wurden zwei verschiedene Forschungsfragen adressiert. Die eine Frage beschäftigte sich damit, wie neues Wissen in Wikipedia entsteht, und griff dabei auf automatische computerlinguistische Analysetechniken und soziale Netzwerkanalysen zurück, um große Mengen dynamischer Daten aus Wikipedia zu untersuchen. Es konnte unter anderem gezeigt werden, dass zentrale Artikel zu einem Thema in Wikipedia eine entscheidende Rolle im Wissensnetzwerk und für die Generierung neuen Wissens spielten. Beliebte und kontroverse Wikipedia Artikel förderten zudem gleichermaßen die Wissenskonstruktion.
Die zweite Frage beschäftigte sich damit, wie Emotionen der einzelnen Internetnutzer sich in Wikipedia Artikeln wiederspiegeln. Dabei wurden Emotionstheorien aus der sozialpsychologischen Forschung herangezogen und auf Wikipedia angewendet. Studien mit Wikipedia Artikeln zeigten, dass Wikipedia Artikel über negative Ereignisse in Abhängigkeit des Ereignisses (i.e., Erdbeben, Terroranschlag) eher trauerbezogene bzw. ärgerbezogene Inhalte enthielten. Weitere Studien dazu belegten, dass sich dieser Unterschied im emotionalen Inhalt auch allgemeiner für Wikipedia Artikel über Katastrophen/Unglücke bzw. menschengemachte Anschläge nachweisen ließ. Anschließende Laborstudien replizierten den Effekt für Ärger nach menschengemachten Anschlägen. Sie zeigten außerdem, dass Bedrohung ein vermittelnder Faktor in diesem Zusammenhang war.
Kooperationen
Universität Tübingen, Fachbereich Informatik
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim