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Projekt

Ärger oder Angst? Welche Emotionen fördern und hemmen kollektiven Protest?

ArbeitsgruppeSoziale Prozesse
Laufzeit12/2021-11/2026
FörderungMargarete von Wrangell-Programm (MWK)
Projektbeschreibung

Ein Blick in die Nachrichten macht deutlich: Überall auf der Welt gehen Menschen aus verschiedensten Gründen auf die Straße. Ihr leidenschaftliches Engagement für (oder gegen) eine Sache ist oft das Ergebnis von sozialer Einflussnahme, die heute häufig über emotionalisierte Kommunikation im Internet erfolgt. Aber was genau motiviert Menschen, an Demonstrationen teilzunehmen, Petitionen zu unterschreiben und sich anderweitig kollektiv zu engagieren?


Handeln zahlreiche Menschen gemeinschaftlich, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen, wird dies in der Forschung als kollektiver Protest bezeichnet. Oft entsteht Protest, wenn eine Diskrepanz vorliegt, das heißt, wenn eine Situation nicht den Idealvorstellungen von Personen entspricht. Das ist zum Beispiel bei der Wahrnehmung einer Benachteiligung der eigenen Gruppe der Fall. Solche Diskrepanzen sind häufig mit der Bewertung einer Situation als ungerecht verbunden, worauf Menschen mit Ärger reagieren. Daher wird Ärger auch oft als Emotion betrachtet, die kollektiven Protest fördert. Aber nicht alle potenziell von einer Diskrepanz betroffenen Personen engagieren sich in kollektiven Protesten - und nicht alle, die sich in solchen Protesten engagieren, tun dies aus Ärger. Das Erleben einer Diskrepanz kann auch Angst machen – zum Beispiel vor potenziellen Sanktionen für die Beteiligung an kollektivem Protest. Die Rolle von Angst wurde im Kontext von kollektivem Protest bisher jedoch nur wenig untersucht.


Daher untersucht dieses Projekt neben Ärger auch gezielt Angst als für kollektiven Protest relevante Emotion. Hierzu werden Experimente eingesetzt, die Materialien aus Medienberichten oder sozialen Netzwerken nutzen. Diese werden in Bezug auf verschiedene Diskrepanzen und in verschiedenen Gruppen durchgeführt, die potenziell eine Diskrepanz erleben. Besonderer Fokus liegt dabei auf zum einen auf der Frage, ob Diskrepanzen sowohl Ärger als auch Angst auslösen. Außerdem wird untersucht, wie sich diese beiden Emotionen auf die Informationsverarbeitung im Rahmen von Aufrufen zu kollektivem Protest auswirken, um so besser verstehen zu können, warum Ärger und Angst kollektiven Protest fördern – oder auch hemmen können. Die aus diesen Studien gewonnenen Erkenntnisse verbessern unser Verständnis sozialer Veränderungsprozesse und beleuchten insbesondere die Rolle, die Emotionen für diese Prozesse spielen. Damit helfen sie auch dabei, einzuschätzen, in welchem Ausmaß aktuelle Proteste ein sogenanntes "post-faktisches Zeitalter" widerspiegeln, in dem Emotionen einflussreicher sind als Fakten.

Publikation

Kleinhansl, M., & Ditrich, L. (2024). Sorge und Ärger, Hoffnung und Stolz: Welche Klimagefühle gibt es und wie hängen sie mit unserem Verhalten zusammen? Das In-Mind Magazin, 04,2023. https://de.in-mind.org/article/sorge-und-aerger-hoffnung-und-stolz-welche-klimagefuehle-gibt-es-und-wie-haengen-sie-mit

Kontakt

Dr. Lara Ditrich Dr. Lara Ditrich
Tel.: +49 7071 979-268