Die Inklusion einer neuen Gruppe ins Selbstkonzept
Arbeitsgruppe | Soziale Prozesse |
Laufzeit | 11/2007-07/2009 |
Förderung | Haushaltsmittel IWM |
Projektbeschreibung
In einer Gesellschaft, in der Flexibilität und Mobilität gefordert werden, ist es eine wiederkehrende Erfahrung, neu in eine Gruppe zu kommen. Die Fähigkeit, sich schnell und reibungslos in eine Gruppe einzugliedern, wird dadurch immer wichtiger. Das Forschungsprojekt "Die Inklusion einer neuen Gruppe ins Selbstkonzept" untersuchte erstmals die durch die neue Gruppenmitgliedschaft verursachten langfristigen Veränderungen des Selbstkonzepts unter einer selbstregulativen Perspektive.
In quasiexperimentellen Studien im Austauschkontext wurde im ersten Schritt gezeigt, dass (vorherige) Fremdgruppen ähnlich wie Eigengruppen ins Selbstkonzept integriert werden können. In weiteren experimentellen und Feldstudien wurde dann der Einfluss von individuellen regulativen Strategien der Neulinge auf die Inklusion der Gruppe ins soziale Selbst untersucht. Längsschnittlich konnte gezeigt werden, dass Annäherungs- und Vermeidensstrategien die Inklusion der Gruppe ins Selbstkonzept, Wohlbefinden und Fleiß beeinflussen. Außerdem wurde erwartet und gefunden, dass Annäherungs- und Vermeidensstrategien bei Neulingen zu einer erhöhten Sensibilität gegenüber positiven bzw. negativen Mitgliedsstatus-bezogenem Feedback aus der Gruppe führen und in Folge spezifische Aspekte der Selbstkonzeptveränderungen vorhersagen: Bei Neulingen, die von der Gruppe akzeptiert werden, führen Annäherungsstrategien (nicht aber Vermeidensstrategien) zu stärkerer sozialer Identifikation mit der neuen Gruppe. Bei Neulingen, die von der Gruppe zurückgewiesen wurden, führen Vermeidensstrategien (nicht aber Annäherungsstrategien) zu stärkerer Disidentifikation. Hohe internale Motivation, der Gruppe beizutreten, puffert hingegen die Effekte von Annäherungs- und Vermeidensstrategien bei Zurückweisung: Bei hoch internal motivierten Neulingen hängen Annäherungsstrategien trotz Zurückweisung der Gruppe mit stärkerer sozialer Identifikation zusammen, Vermeidensstrategien führten trotz Zurückweisung nicht zu Disidentifikation.
Zusammengefasst zeigen die vorliegenden Befunde, dass sich das Selbstkonzept dynamisch an Veränderungen der sozialen Umwelt anpasst. Durch die Anwendung einer Selbstregulationsperspektive werden Neulinge nicht als passive Objekte, sondern als motivierte Protagonisten der Anpassung ihres Selbstkonzepts betrachtet.