Reaktionen auf nicht-normatives Verhalten anderer Gruppenmitglieder
Arbeitsgruppe | Soziale Prozesse |
Laufzeit | 06/2013–offen |
Förderung | IWM-Haushaltsmittel |
Projektbeschreibung
Gruppen spielen in zahlreichen Situationen eine wichtige Rolle: Mitglieder eines Teams bearbeiten gemeinsam Projekte, Studierende bilden Lerngruppen und Mitglieder von Online-Gruppen diskutieren für sie wichtige Themen. In diesem Zusammenhang werden in einem Dissertationsprojekt hauptsächlich zwei Fragen untersucht: Wie reagieren die Mitglieder einer Gruppe, wenn sich ein Mitglied ihrer Gruppe anders verhält, als sie das von ihm erwarten? Und wann reagieren sie auf eine bestimmte Weise?
In jeder sozialen Gruppe gelten bestimmte Spielregeln – die Normen der Gruppe. Diese beschreiben, welches Verhalten die Mitglieder der jeweiligen Gruppe zeigen sollten und welches Verhalten sie nicht zeigen sollten. Verhält sich ein Mitglied der Gruppe nicht diesen Normen entsprechend – zeigt es also deviantes Verhalten – hat dies häufig eine Veränderung in der Zusammensetzung der Gruppe zur Folge. Einige Mitglieder verlassen die Gruppe auf eigenen Wunsch (Austritt), oder bewegen das deviante Gruppenmitglied dazu, die Gruppe zu verlassen (Ausschluss). Diese Veränderungen können sich negativ auf die Wissensarbeit innerhalb der Gruppen auswirken: Mit jeder Person, die die Gruppe – freiwillig oder unfreiwillig – verlässt, verliert die Gruppe als Ganzes die Expertise dieser Person, die Struktur und der Inhalt des der Gruppe zur Verfügung stehenden Wissens verändern sich.
In diesem Projekt wird daher im Rahmen von Experimenten mit direkten und computervermittelten Gruppen untersucht, welche Prozesse den Reaktionen Ausschluss und Austritt zugrunde liegen. Dabei wird insbesondere die Auswirkung des devianten Verhaltens auf die Identität der Gruppe (d.h. ihr Selbstbild) berücksichtigt. Ferner wird untersucht, welchen Einfluss die Wahrnehmung bestimmter Rahmenbedingungen darauf hat, für welche Reaktion sich ein Gruppenmitglied entscheidet. Die aus diesen Untersuchungen gewonnenen Erkenntnisse liefern Ansatzpunkte für die Gestaltung von Gruppenprozessen, und sind daher in allen Situationen relevant, in denen Personen auf die Zusammenarbeit mit einer Gruppe angewiesen sind.