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Projekt

Selbstregulation und Informationsaustausch in Gruppen

Arbeitsgruppe Soziale Prozesse


Laufzeit

09/2010–03/2015


Förderung

DFG


Projektbeschreibung

Organisationen verlassen sich bei wichtigen Entscheidungen häufig auf Gruppen. Um zu einer qualitativ hochwertigen Entscheidung zu kommen und den Erfolg einer Organisation positiv beeinflussen zu können, ist es wichtig, dass Arbeitsgruppen ihre Ressourcen möglichst optimal nutzen. Dazu gehört, dass die den einzelnen Mitgliedern zur Verfügung stehenden Informationen auch ausgetauscht werden.

Die Forschung zu Entscheidungen in Gruppen hat jedoch gezeigt, dass diese in vielen Fällen ihr Potential nicht vollständig ausschöpfen und Entscheidungen von Gruppen denen einzelner Personen oftmals unterlegen sind. Ziel dieses Projektes ist es daher, Bedingungen zu identifizieren, unter denen Gruppenmitglieder Informationen auch in die gemeinsame Diskussion einbringen können und die Gruppenleistung gesteigert wird.

Die Gruppenleistung hängt dabei unter anderem von den Zielen der Gruppenmitglieder ab. Wenn sie individuelle Ziele (z.B. Erreichen sozialer Anerkennung) verfolgen, wird die Gruppenleistung durch einen fehlenden Austausch ungeteilter Informationen (Informationen, die nur ein Gruppenmitglied besitzt) reduziert. Wenn die Gruppenmitglieder dagegen ein gemeinsames Ziel verfolgen, sollten auch ungeteilte Informationen kommuniziert werden, um ein optimales Gruppenergebnis zu erreichen, sofern sich die Gruppenmitglieder des gemeinsamen Ziels bewusst sind. Ist dies der Fall, können das Ziel und für seine Erreichung relevante Strategien als sozial geteilt angesehen werden. Dieses geteilte Wissen hat einen stärkeren Einfluss auf das Verhalten eines Individuums als ungeteiltes Wissen.

Neben diesen Faktoren hängt die Kommunikation von Informationen in Gruppendiskussionen auch von individuellen Faktoren wie dem regulatorischen Fokus (Higgins, 1997) ab. Die Theorie des regulatorischen Fokus' unterscheidet zwischen zwei motivationalen Systemen: einem Fokus auf Ideale und potentielle Gewinne (promotion focus), angetrieben durch das Bedürfnis nach Erfolg und Selbstverwirklichung, und einem Fokus auf Verpflichtungen und potentielle Verluste (prevention focus), angetrieben durch das Bedürfnis nach Sicherheit. Während ein promotion focus häufig mit einer schnelleren, aber auch ungenaueren Informationsverarbeitung einhergeht, führt ein prevention focus meist zu einer langsameren, aber genaueren Informationsverarbeitung. Im Rahmen des Projektes konnte bisher gezeigt werden, dass Personen im prevention focus Informationen in Abhängigkeit von ihren persönlichen Präferenzen bewerten. Informationen, die der Präferenz nicht entsprechen, werden abgewertet, während präferenzkonsistente Informationen positiver beurteilt werden. Dieser „evaluation bias“ tritt allerdings nur auf, wenn die Gruppenmitglieder ein individuelles Ziel verfolgen.

Der nun folgende Teil des Projekts wird sich in weiteren Untersuchungen dem Einfluss von Zielsetzungen und der sozialen Geteiltheit von lösungsrelevanten Strategien und Informationen auf Gruppendiskussionen widmen.


Publikationen

Sassenberg, K., Landkammer, F., & Jacoby, J. (2014). The influence of regulatory focus and group vs. individual goals on the evaluation bias in the context of group decision making. Journal of Experimental Social Psychology, 54, 153-164.

Ditrich, L., Landkammer, F., & Sassenberg, K. (2019). What if my colleague was wrong and I was right? The impact of counterfactual mindsets and interpersonal focus on written communication and decision making in a hidden profile task. Acta Psychologica, 192, 118-125. https://dx.doi.org/10.1016/j.actpsy.2018.11.003