Du bist, was du berührst: Können touch-basierte Technologien Lernerfolg und soziale Identifikation fördern?
Arbeitsgruppe | Wissenskonstruktion |
Laufzeit | 06/2017–05/2020 |
Förderung | Leibniz-WissenschaftsCampus „Cognitive Interfaces” |
Projektbeschreibung
Zwei Fragestellungen standen im Fokus der Forschungsprojektes: Erstens wurde untersucht, wie erfolgreiches Lernen in einem Wissensbereich und Einstellungen zum Wissensbereich durch touch-basierte Interaktion mit symbolischen Repräsentationen der Wissensbereiche beeinflusst werden. Zweitens wurde getestet, inwiefern neutrale Symbole, die kurzfristig mit dem Selbst assoziiert wurden, im Vergleich zu etablierten selbst-assoziierten Symbolen Aufmerksamkeitsprozesse und affektive Reaktionen beeinflussen. Beide Forschungsschwerpunkte liefern Erkenntnisse für die Gestaltung von digitalisiertem Lernen.
In vorheriger Forschung war gezeigt worden, dass das Berühren eines Objekts die emotionale Reaktion positiv beeinflusst, den subjektiven Wert des Objekts erhöht und ein Gefühl des Besitzes (perceived ownership) erzeugt. Diese Befunde basieren allerdings größtenteils auf der Interaktion mit realen Objekten, wohingegen Effekte der touch-basierten Interaktion mit digitalen Objekten bislang kaum untersucht wurden. In dem Projekt wurde daher getestet, ob die touch-basierte Interaktion ähnliche Effekte auf die menschliche Informationsverarbeitung hat wie die direkte Interaktion mit realen Objekten. In einer Reihe von Studien wurde allerdings kaum Evidenz für einen spezifischen Effekt von Touch-Interaktion – unabhängig davon, ob virtuelle vs. reale, haptische Interaktionen betrachtet wurden, gefunden. Auf einer Bandbreite verschiedener abhängiger Variablen (Perceived Ownership, Recall, Recognition, u.a.) zeigten sich wiederholt keine signifikanten Unterschiede zwischen Touch und non-Touch Interaktionen. Das Projekt erbrachte also keine Evidenz für Vorteile beim Lernen oder für eine Stärkung der Bindung an Objekte oder Gruppen durch Touch-Interaktion.
Im zweiten Forschungsschwerpunkt konnte robust gezeigt werden, dass bislang neutrale Symbole (z.B. ein Kreis) flexibel mit dem Selbst assoziiert werden können. Interessanterweise zeigt sich in einer Reihe etablierter experimentalpsychologischer Paradigmen, dass der Einfluss der Selbst-Assoziation auf Aufmerksamkeitsprozesse dennoch nur für etablierte Selbst-Repräsentationen (z.B. das Wort „Ich“) auftritt: Sie steuern unsere Aufmerksamkeit, während neu selbst-assoziierte Symbole hier nicht effizienter sind als fremd-assoziierte Symbole. Studien, die die affektive Reaktion auf Selbst-Repräsentationen mit Hilfe von Implicit Association Tests (IAT) erfasst haben, zeigen dahingegen einen signifikanten positiven Bias bezüglich selbst-assoziierter Symbole, die gleichermaßen für bekannte wie für neu-assoziierte Symbole zu finden ist. Zusammengenommen zeigen diese Befunde, dass Selbst-Assoziationen schnell und flexibel entstehen können und somit ein großes Potential aufweisen, Interaktionen in digitalen Umwelten zu verändern.
Kooperationen
Ann-Katrin Wesslein und Gabriela Orellana Corrales, Institut für Psychologie, Eberhard-Karls Universität Tübingen