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Projekt

Digitale Selbstporträts zeichnen im Kunstmuseum: Welche rezeptiven und produktiven Prozesse vermitteln soziale Transfereffekte auf Empathie und Selbstwahrnehmung von Jugendlichen? 

ArbeitsgruppeMultimodale Interaktion
Laufzeitvon 12/2016-11/2019
FörderungBundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
LEAD Graduate School & Research Network
Projektbeschreibung

Was kann man durch das Zeichnen von Selbstporträts im Museum lernen? Vermitteln Selbstporträts noch etwas anderes als Wissen über Zeichenstile und Epochenmerkmale? Das Projekt „DigiSelbst“ untersuchte die Auswirkungen der Auseinandersetzung mit Bildender Kunst (speziell Selbstporträts) im Kunstmuseum sowie die Nutzung digitaler Medien zur Gestaltung kultureller Bildungsangebote.


Innerhalb des Projekts wurden in interdisziplinärer Zusammenarbeit des IWM mit dem Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig drei Kursangebote für die gymnasiale Oberstufe theoriebasiert entwickelt und experimentell untersucht, ob sich der Kursinhalt nachweisbar auf soziale Fertigkeiten wie Empathie und Selbstwahrnehmung von Jugendlichen auswirkt. Entwickelt wurden (1) ein Emotionskurs, wobei der Fokus auf der Wahrnehmung und Interpretation eigener und fremder Emotionen anhand mimischer Hinweisreize lag, (2) ein Selbstbildkurs, wobei der Fokus auf dem differenzierten Zugang zu Merkmalen der eigenen Person im Kontext verschiedener sozialer Rollen lag, (3) ein Epochenkurs, wobei der Fokus auf der Vermittlung von epochalem Wissen, bspw. Haarschmuck oder Kleidungsstil im Barock, lag. Es wurde evaluiert, ob insbesondere der Emotions- und Selbstbildkurs sich zur Förderung sozialer Fertigkeiten eignen.


Kernstück der Kursangebote ist die zeichnerische Auseinandersetzung mit den Kursinhalten mit Hilfe von Tablets. Digitales Zeichnen ermöglicht neue Formen der Vertiefung von Kursinhalten (z. B. durch Zoomen, Editieren) und erhöht die Motivation von Kursteilnehmern. Durch die Erstellung von Selfies ermöglichen Tablets einen hohen Selbstbezug. Zudem bieten Tablets die Möglichkeit, den Zeichenprozess aufzuzeichnen und detailliert wissenschaftlich zu untersuchen.
Die gefundenen Effekte, wie z. B. eine bessere Emotionserkennung oder eine differenzierte Selbstwahrnehmung variierten differenziell mit dem Kursinhalt. So konnte im Emotionskurs beispielsweise eine spezifische Verbesserung für Emotionen gefunden werden unabhängig davon ob die Emotionen in den Zeichenaufgaben thematisiert wurden oder nicht. Insgesamt lässt sich damit aus unseren Ergebnissen folgern, dass kulturelle Bildungsangebote, die auf derartige sozial-emotionale Transfereffekte abzielen, entsprechend spezifisch gestaltet sein sollten, um hinreichend Gelegenheiten zu geben, die avisierten Fähigkeiten im Kontext des Angebots auch effektiv zu entwickeln.

Kooperationen
  • Exzellenz-Graduiertenschule LEAD der Eberhard Karls Universität Tübingen (Dr. Aiste Jusyte)
  • Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig (Dr. Sven Nommensen, Maren Peters)
  • Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig
Publikationen

Kastner, L., Umbach, N., Jusyte, A., Cervera-Torres, S., Ruiz Fernández, S., Nommensen, S., & Gerjets, P. (2021). Designing visual-arts education programs for transfer effects: Development and experimental evaluation of (digital) drawing courses in the art museum designed to promote adolescents’ socio-emotional skills. Frontiers in Psychology, 11, Article 4031. https://dx.doi.org/10.3389/fpsyg.2020.603984 [Data] Open Access
 

Kastner, L., Umbach, N., Jusyte, A., Ruiz Fernández, S., Nommensen, S., & Gerjets, P. (2020). Kulturelle Bildung im Kunstmuseum evidenzbasiert gestalten: Entwicklung und Evaluation (digitaler) Kunstkurse zur Förderung sozial-emotionaler Fähigkeiten von Jugendlichen. In S. Timm, J. Costa, C. Kühn, & A. Scheunpflug (Eds.), Kulturelle Bildung. Theroretische Perspektiven, methodologische Herausforderungen und empirische Befunde (pp. 231-246). Münster: Waxmann.