Praxisfelder

Eine Person sitzt auf einem Stuhl und bedient ein Tablet

Allein oder in Gruppen, zu Hause oder in der Schule, am Arbeitsplatz oder im Museum – Wissen entsteht überall. Digitale Medien gibt es an all diesen Orten und sie begleiten uns jederzeit in unserem täglichen Leben. Am IWM interessieren wir uns für die Prozesse, die beim Wissenserwerb und -austausch ablaufen und wie sie durch digitale Medien beeinflusst werden.

Bei unserer Erforschung von Wissensprozessen mit digitalen Medien fokussieren wir uns vor allem auf die folgenden Praxisfelder:

Wissensprozesse in formalen Lernorten

  • Lehren und Lernen mit digitalen Medien in der Schule
  • Lehren und Lernen mit digitalen Medien in der Hochschule

Wissensprozesse in informellen Lernorten, wie z.B. Museen, Gedenkstätten, Portale, Archive

Wissensprozesse bei der alltäglichen Mediennutzung

Um die Anwendungsorientierung unserer Forschung sicherzustellen, arbeitet das IWM vor allem mit Schulen, Hochschulen und Museen zusammen. Realisiert werden z.B. Pilotszenarien, deren Praxistauglichkeit gemeinsam mit externen Partnern erprobt wird. Im Folgenden stellen wir unsere Arbeit speziell für Anwendungspartner und alle weiteren Interessierten dar.

Schule

In immer mehr deutschen Schulen halten Notebook, Tablet & Co. Einzug in die Klassenzimmer. Schüler*innen recherchieren im Internet, präsentieren ihre multimedial aufbereiteten Ergebnisse an der digitalen Tafel oder nutzen interaktive Simulationen, um komplexe naturwissenschaftliche Zusammenhänge nachzuvollziehen. Sowohl Lehrkräfte als auch Schüler*innen sehen sich allerdings mit vielen Herausforderungen konfrontiert: Wie sieht guter Unterricht mit digitalen Medien aus? Wie lerne ich richtig mit einer Simulation? Wie vermeide ich Ablenkung und Desorientierung in der Informationsfülle, die das Internet bietet?

Die Schule der Zukunft im Blick

Das IWM erforscht, wie digitale Medien für die Vermittlung von Wissen so gestaltet und genutzt werden können, dass sie klassische Lehr-Lern-Arrangements in lernförderlicher Weise ergänzen und verändern. Dabei geht es uns auch darum, Merkmale von Lernenden und Lehrenden zu identifizieren, die für erfolgreiches Lehren mit digitalen Medien wichtig sind, um deren Entwicklung durch gezielte Maßnahmen zu fördern. Hierzu betreibt das IWM unter anderem das TüDiLab (Tübingen digitales Unterrichtslabor). Das TüDiLab ist eine gemeinsame Einrichtung des IWM mit der Tübingen School of Education (TüSE) und Teil des Future Innovation Space (FIS) am IWM. Im Erlebnis- und Experimentierort FIS wird auf 300 Quadratmetern untersucht, wie modernste Technologien und bildungswissenschaftliche Visionen für digitalgestütztes Lernen optimal genutzt und vernetzt werden können.

Das TüDiLab simuliert ein Klassenzimmer, das mit für Schulen typischen digitalen Medien sowie mit Erhebungsinstrumenten ausgestattet ist, deren Daten eine zeitlich hochauflösende Beschreibung von Lehr- und Lernprozessen in realen Unterrichtssituationen erlauben. Mit dieser Ausstattung sollen einerseits mediendidaktische Kompetenzen an angehende Lehrkräfte vermittelt werden. Andererseits ermöglicht das TüDiLab prozessorientierte Forschung zu den Wirkungen medienbasierten Unterrichts.

Unterricht mit digitalen Medien

Welche didaktischen Szenarien mit digitalen Medien sind für das Unterrichten und Lernen in der Schule hilfreich? Welche sind besonders inspirierend für die Unterrichtsgestaltung? Und welche Entwicklungen in diesem Kontext bringen besondere Herausforderungen oder Risiken mit sich? Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigen sich das Onlineportal schule-mal-digital.de und der Zukunftsraum des Kompetenzverbunds lernen:digital.de, mit denen das IWM den Austausch von Wissenschaft und Praxis zur schulischen Bildung mit digitalen Medien fördern möchte.

Die Angebote bieten wissenschaftlich fundierte Informationen zur Gestaltung von schulischer Bildung mit digitalen Medien und haben zum Ziel, engagierte Akteur*innen aus Forschung, Schulpraxis und Transfer zu einer Community zu vernetzen. In gemeinsamen Formaten und Onlineveranstaltungen diskutieren sie, wie neueste technologische Entwicklungen forschungsbasiert und didaktisch sinnvoll für das Lehren und Lernen in der Schule eingesetzt werden können.

Transfer in die Praxis

Das IWM generiert praxisrelevantes Wissen, welches für die Gestaltung medienbasierten Unterrichts und digitaler Unterrichtsmaterialien wichtig ist. Um einen Transfer unserer Erkenntnisse in die Bildungspraxis zu gewährleisten, kooperieren wir unter anderem mit Schulbuchverlagen und anderen Herstellern von Bildungsmedien und engagieren uns in der Lehrerbildung. Gleichzeitig präsentieren wir unsere Forschung auf unserem Portal schule-mal-digital.de, im Zukunftsraum sowie in praxisrelevanten Publikationen und auf Tagungen.

Die folgenden Beispiele geben einen konkreten Einblick in die Forschungsaktivitäten am IWM.

Beispiele für Fragestellungen im Praxisfeld Schule


Hochschule

Für das IWM war das Praxisfeld der Hochschule schon immer relevant. Das vom IWM betriebene Portal e-teaching.org unterstützt die Gestaltung von Hochschulbildung mit digitalen Medien bereits seit 2003. Es hat eine Community für Akteur*innen eingerichtet, in der aktuelle Entwicklungen diskutiert und der Öffentlichkeit präsentiert werden. Mit seinen umfangreichen Materialien, Online-Veranstaltungen und Social-Media-Kanälen bietet es eine wichtige Grundlage für die Qualifizierung der Hochschullehrenden.

Ähnlich wie das Praxisfeld Schule stellt auch das Praxisfeld Hochschule einen formalen Lernort dar, an dem Lernprozesse intendiert und didaktisch unterstützt stattfinden.

Zugleich versteht sich das Portal e-teaching.org als informeller Lernort, der allen Interessierten die Möglichkeit bietet, sich eigenständig zu informieren und mit Gleichgesinnten in Austausch zu treten. Die Portalinhalte werden – teilweise in innovativen Formaten wie Content-Sprints gemeinsam mit der Community – kontinuierlich aktualisiert und weiterentwickelt. (AuftAkt – Auffindbarkeit und Aktualisierung – content- und communityorientierte Weiterentwicklung des Portals e-teaching.org)

Potentiale der digitalen Hochschullehre

Die Hochschullehre war schon immer ein Innovationsfeld für den Einsatz von Wissensmedien – und seit den Online-Semestern während der Corona-Pandemie haben sich die Nutzungsmöglichkeiten noch einmal erheblich ausgeweitet. Dies betrifft sowohl inzwischen bereits klassische Formen wie multimedial angereicherte Texte, Simulationen, verteilte Labore oder interaktive und dynamische Visualisierungen als auch aktuelle Entwicklungen wie die Gestaltung hybrider Lernräume bzw. Lehrszenarien oder den Einsatz von KI in der Lehre.

Digitale Medien unterstützen selbstgesteuertes und kooperatives Lernen sowohl in klassischen Konzepten der Präsenzlehre wie Vorlesungen und Seminaren als auch zur Vor- und Nachbereitung von Veranstaltungen oder für hybride Lernszenarien, bei denen beispielweise ein Teil der Studierenden vor Ort an einer Lehrveranstaltung teilnimmt, während die anderen online zugeschaltet sind. Ergänzt werden können diese Prozesse durch learning analytics oder durch die Nutzung von Online-Tagebüchern zur Lernkontrolle.

Beispiele für Fragestellungen im Praxisfeld Hochschule

Museum

Ein wichtiger Ort informeller Bildungsprozesse sind Museen und Ausstellungen. Mit der fortschreitenden technischen Entwicklung bedienen sie sich in zunehmendem Maße auch digitaler Medien, z.B. digitaler Installationen oder ausstellungsbegleitender digitaler Museumsführer.

Wissensvermittlung im Fokus

Die Art der Wissensvermittlung in Museen weist eine Reihe von Besonderheiten auf, aus denen sich interessante Perspektiven für die pädagogisch-psychologische Forschung und Theoriebildung ergeben. Dies gilt beispielsweise für den hohen Stellenwert authentischer materieller Gegenstände und für die Wirkungsweisen einer effektvollen, ästhetischen und unterhaltsamen Inszenierung von Ausstellungsthemen. Hierbei kommen in aktuellen Ausstellungen häufig innovative digitale Medien zum Einsatz, von Multi-Touch-Tischen über Multimedia-Guides bis zu immersiven Installationen.

Auf der Grundlage psychologischer Theorien und Methoden gewinnt das IWM Erkenntnisse zu der Rezeption von Ausstellungsinhalten sowie der Rolle digitaler Begleitmedien.

Beispiele für Fragestellungen im Praxisfeld Museum


Alltag

Wissensprozesse mit digitalen Medien finden nicht nur im formalen Rahmen von Schule und Hochschule oder an informellen Lernorten wie dem Museum statt, sondern auch im Alltag.

Neben selbstgesteuerten Aktivitäten (z.B. Informationssuche, Nutzung der Wikipedia) werden hier vor allem Kommunikationsumgebungen genutzt.

Kommunikation zwischen Menschen - oder zwischen Menschen und Agenten

Zu den genutzten Kommunikationsumgebungen zählen soziale Medien, in denen Menschen untereinander (interpersonal) Informationen austauschen, aber auch Szenarien, in denen Menschen mit künstlichen Agenten wie ChatGPT interagieren, um Wissen zu erwerben oder gemeinsam Produkte zu erschaffen.

Bewusste und unbewusste Prozesse

Die wissensbezogenen Prozesse reichen hier von ganz bewussten Prozessen bis hin zu weniger bewussten (Lern-)Prozessen beim Durchscrollen von sozialen Netzwerk-Timelines.

Die Forschung des IWM im Praxisfeld Alltag betrachtet die Nutzung digitaler Medien schwerpunktmäßig in zwei Arten von Kommunikationsumgebungen:

1. Interpersonale Kommunikation in sozialen Medien; und

2. Mensch-Agenten-Kommunikation mit KI

Die folgenden Beispiele für Forschungsfragen geben einen konkreten Einblick in die Forschungsaktivitäten am IWM.

Interpersonale Kommunikation in sozialen Medien

  • Wie wirkt sich das Überfliegen von Social-Media-Feeds auf die Erinnerung an Sender (z.B. Wissenschaftler*in vs. Laie) aus und inwieweit beeinflusst das die Glaubwürdigkeit von Information? (NewOrder)
  • Wie beeinflussen Mischungsverhältnisse von Informationen und Desinformationen in sozialen Medien die Fähigkeit, Wahrheit und Falschheit zu unterscheiden? (Info-Rauschen)
  • Wie gehen Menschen mit Gegenmeinungen auf sozialen Medien um? (Polarisierung_im_Internet)

Mensch-Agenten-Kommunikation mit KI

  • Wie nutzen Menschen ChatGPT und vergleichbare Chatbots für die Informationssuche und für kreative Aufgaben? (ChatGPT)
  • Wie entwickeln sich Vertrauen, Wahrnehmungen, Selbstwirksamkeit und die Bereitschaft von Nutzenden über einen längeren Zeitraum mit KI-Systemen zu interagieren? (HMC_AI_trends)
  • Was verändert sich in Teams, wenn künstliche Intelligenz und Roboter zu Teammitgliedern werden? (Kollaboration_Menschen sprachbasierte_Agenten)
  • Bauen Menschen bei der Nutzung von Sprachassistenten beziehungsähnliche Muster auf? (Stimmvariationen)