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„KI als Bildungsvehikel?“

IWM-Direktorin Prof. Dr. Ulrike Cress spricht in ein Mikrofon

10.7.2025

Prof. Dr. Ulrike Cress mit Keynote bei der IDEepolis 2025

Was kann KI für Bildung leisten und wo sind Grenzen? Diesen Fragen widmete sich Prof. Dr. Ulrike Cress in ihrer Keynote mit dem Titel „KI als Bildungsvehikel?“ am 19. Juni bei der sogenannten IDEepolis 2025 in Stuttgart. Bei der vom Institut für Digitale Ethik organisierten Veranstaltung an der Hochschule der Medien Stuttgart diskutierten Expert*innen aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft über ethische, soziale und bildungspolitische Fragen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz.

In ihrem Vortrag machte die Psychologin deutlich: Die Idee, digitale Medien zur individuellen Förderung zu nutzen, ist nicht neu. Sie wird etwa mit Intelligenten Tutor-Systemen (ITS) schon länger verfolgt. Nichtsdestotrotz sieht sie bisher noch nicht ausreichend ausgeschöpfte Potenziale für das Lernen, beispielsweise bei der Nutzung von Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT. Diese Technologien ermöglichen erstmals eine menschenähnliche Interaktion mit KI – ein entscheidender Fortschritt für Bildungsprozesse. Durch den dialogischen Charakter lassen sich Lerninhalte nicht nur passiv konsumieren, sondern aktiv erarbeiten. Lernende können Fragen stellen, Rückmeldungen erhalten, Missverständnisse klären – und so in einen interaktiven Lernprozess eintreten. Aus pädagogischer Sicht ist das ein großer Gewinn, denn gerade interaktives Lernen gilt als besonders wirksam, wenn es um nachhaltiges Verstehen und Kompetenzaufbau geht.

Doch wo Chancen sind, gibt es auch Risiken: Studien des IWM zeigen, dass Inhalte von Sprachassistenten wie Alexa oder KI-basierten Tools oft unkritisch übernommen werden. „Über-Akzeptanz“ könne dazu führen, dass falsche, verzerrte oder sogar menschenfeindliche Inhalte unwidersprochen bleiben. Auch drohe ein De-Skilling: Wenn etwa Schreibaufgaben von der KI übernommen werden, könnten grundlegende Kompetenzen verkümmern. Dazu kommt, dass die Nutzung von KI-basierten Tools voraussetzungsreich ist: Wer bereits über digitale und inhaltliche Kompetenzen verfügt, kann stark von der Nutzung profitieren, während weniger gut vorbereitete Lernende z.B. falsche Inhalte zu leicht akzeptieren könnten. Es besteht also die Gefahr, dass sich die Bildungsschere weiterhin vergrößert.

Ulrike Cress’ Fazit: KI kann Bildung fördern – oder behindern. Entscheidend sei, wie wir sie gestalten. Notwendig seien daher eine breite Förderung von Digital Literacy bei Lernenden und Lehrenden, gezielte Entwicklung bildungsspezifischer KI-Tools sowie ein dauerhafter ethischer Diskurs – unter Einbezug aller Beteiligten.

Mehr zur Veranstaltung: IDEepolis 2025 – Hochschule der Medien Stuttgart

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