Collaborative Biases
Arbeitsgruppe | Wissenskonstruktion |
Laufzeit | 04/2017–03/2021 |
Förderung | Leibniz-Gemeinschaft (Nachwuchsprojektgruppe im Rahmen der Förderlinie Förderlinie 4: Frauen für wissenschaftliche Leitungspositionen im SAW-Verfahren 2017) |
Projektbeschreibung
Lassen sich Verzerrungen in der Informationsverarbeitung, die wir aus der Forschung mit Individuen kennen, auch in kollaborativ produzierten Web-Inhalten wiederfinden? Wird beispielsweise die „eigene“ Gruppe in Wikipedia-Artikeln über einen internationalen Konflikt (z.B. die Ukraine im ukrainischen Artikel über die Krimkrise und Russland im russischen Artikel über die Krimkrise) systematisch besser dargestellt?
Sollten sich solche Verzerrungen wie z.B. der Eigengruppenfehler in Wikipedia (und anderen Online-Enzyklopädien) wiederfinden lassen, könnte dies eine breite Leserschaft beeinflussen. Aus der bisherigen Forschung lässt sich jedoch nicht ableiten, ob Wikipedia-Artikel (u.ä.) gleichermaßen anfällig für solche Verzerrungen sind, da sie Faktoren und Prozesse, die im Rahmen kollaborativer Produktion von Web-Inhalten relevant sind, nicht berücksichtigt hat.
Die Nachwuchsprojektgruppe „Collaborative Biases“ untersucht drei Aspekte, die in der Entstehung von Verzerrungen in sozial ausgehandelten Wiki-Artikeln eine Rolle spielen könnten: (1) die Regeln, die in einem kollaborativen System (z.B. Wikipedia/Conservapedia) gelten, (2) die Abstimmung eigener Beiträge auf die (erwarteten) Meinungen anderer Autorinnen und Autoren und der Leserschaft (audience tuning), und (3) den Verbreitungsgrad einer Informationsverzerrung. Für die Untersuchung dieser Aspekte sind sowohl ökologisch valide Feldstudien geplant (z.B. Vergleiche von Artikeln unterschiedlicher Online-Enzyklopädien; Vergleiche von Beiträgen derselben Autorinnen und Autoren zu verschiedenen Sprachversionen eines Artikels – z.B. dem russischen vs. ukrainischen Artikel zur Krimkrise) als auch präzise kontrollierte Laborexperimente.