Arbeitsgruppe Wissenskonstruktion
05/2009 - 04/2014
Leibniz Graduate School for Knowledge Media Research, WissenschaftsCampus Tübingen
Das Projekt untersucht den computergestützten kollaborativen Aufbau von Wissen in großen Gruppen. Wikipedia dient dabei als Beispiel einer Web 2.0-Anwendung, die Massenkollaboration ermöglicht und umfangreiche Auswirkungen für das kollektive menschliche Wissen hat.
Die Forschung baut auf dem theoretischen Ko-Evolutionsmodell von Cress & Kimmerle (2008) und auf den empirischen Befunden aus Laborexperimenten zum individuellen Lernen und Wissenskonstruktion mit Wikis auf (e.g. Moskaliuk, Kimmerle & Cress, 2009). Die Besonderheit hierbei liegt in der Herangehensweise "im Feld" an Hand von Log-Daten aus Wikipedia, die aus der Perspektive sozio-kognitiver Netzwerke ausgewertet werden.
Wir nehmen an, dass Wissensaustausch- und konstruktion ein emergentes Phänomen ist und von komplexen Prozessen gekennzeichnet ist. Folgende Fragen stehen dabei im Vordergrund: Durch welche Prozesse wird das individuelle in das kollektive Wissen integriert? Welche zeitliche Dynamik hat die Wissenskonstruktion? Was kennzeichnet die Beitragenden, die den kollaborativen Aufbau von Wissen fördern? Die Soziale Netzwerkanalyse (SNA) dient dabei als zentrales Instrument um die kollaborative Wissenskonstruktion als Ergebnis der Interaktion von vielen Individuen in einem Netzwerk.
Unsere ersten Studien betrachten das Zusammenspiel zwischen benachbarten Wissensgebieten. Untersucht wurden Entwicklungen von Verschmelzung und Ausdifferenzierung von Wissensgebieten unter Berücksichtigung von abgegrenzten Rollen unter den Beitragenden. In anschließenden Studien wird die zeitliche Dynamik der Wissenskonstruktion im Detail untersucht. Die Ergebnisse sollen dann Hinweise liefern, wie der Prozess der kollaborativen Wissenskonstruktion gestaltet und gefördert werden kann, und zwar nicht nur im Hinblick auf das kollektive Ergebnis, sondern auch um eine möglichst breitere und konstante Beteiligung der Beitragenden zu ermöglichen. Die praktische Relevanz des Projekts erstreckt sich auf die Wissensprozesse in der modernen Gesellschaft im Sinne von Scardamalia (2002).
Weitere Ambition des Projektes ist die beispielhafte Verwendung von Metriken und Methoden aus der Sozialen Netzwerkanalyse für psychologische Forschungsfragen, die der Komplexität der Netzwerkperspektive gerecht werden und der Wissenskonstruktion als Forschungsgegenstand angemessen sind.