Macht und Verhalten im Kontext sozialer Interaktion
Arbeitsgruppe | Soziale Prozesse |
Laufzeit | 08/2008 – offen |
Förderung | IWM-Haushaltsmittel, DFG, Margarete-von-Wrangell Habilitationsprogramm (MWK, ESF) |
Projektbeschreibung
Wissensaustausch, beispielsweise im Arbeitskontext, findet oft über Hierarchien (d.h. Machtstrukturen) hinweg statt. Macht verleitet dazu, die eigenen Interessen zu verfolgen. Das erschwert die Zusammenarbeit. Manchmal fühlen sich aber gerade mächtige Personen verantwortlich für ihr Umfeld und setzen sich für andere ein. Wann und warum ist dies der Fall? Und wie lässt sich Macht als Verantwortung fördern?
In verschiedenen Projekten wird untersucht, wie Macht die Wahrnehmung und das Verhalten verändert, sowie wann und warum Macht als Verantwortung verstanden wird. Macht innezuhaben (z.B. als Teamleiter/in) bedeutet, dass man Entscheidungen trifft, die die Ergebnisse anderer beeinflussen (z.B. die Entlohnung der Teammitglieder). Gerade in virtuellen Kontexten ist dies von Bedeutung: Weil Medien weniger soziale Hinweise zwischen den Interaktionspartnern vermitteln (als face-to-face Kommunikation), können bestehende Machtunterschiede die Zusammenarbeit hier besonders beeinflussen.
Mächtige können ihre Macht unterschiedlich verstehen: Zum einen können sie die mit ihrer Position verbundenen Freiräume und Möglichkeiten wahrnehmen, ihre Ziele verfolgen zu können. Zum anderen können sie die damit verbundene Verantwortung erkennen – was nicht immer der Fall ist. Stattdessen neigen Mächtige oft dazu, im eigenen Interesse zu handeln, Hinweise von anderen zu ignorieren und Wissen zurückzuhalten.
Unsere Projekte konnten bereits zeigen, was eine Machtposition überhaupt erst attraktiv macht (z.B. sind das oft eher die damit verbundenen Möglichkeiten) und wann Macht das Reflektieren fördert – z.B. zum Lernen aus Misserfolg („Was hätte ich besser machen können?“) oder beim Verfassen von E-Mails. Mit Experimenten und Feldstudien im Arbeitskontext untersuchen die aktuellen Projekte, (1) wie konkrete Situationen Macht als Verantwortung fördern können (z.B. die Rolle von virtueller Zusammenarbeit oder dem Zugehörigkeitsgefühl zum Team), (2) wie sich Verantwortung z.B. auf kardiovaskuläre Stressreaktionen und den Wissensaustausch auswirkt, sowie (3) welche selbstregulativen Prozesse dazu beitragen, dass Mächtige die Interessen anderer im Blick behalten.
Kooperationen
Prof. Dr. Naomi Ellemers, Universität Utrecht, NL
Dr. Daan Scheepers, Universität Leiden, NL
Unsere Forschung in den Medien (Auszug)
Wirtschaftswoche: http://www.wiwo.de/erfolg/trends/studie-macht-foerdert-die-lernfaehigkeit/9676504.html
New York Times: https://mobile.nytimes.com/2017/05/19/jobs/power-leaders.html