In den letzten vier Jahren wurde am IWM im Rahmen des Forschungsnetzwerks Mensch-Agenten-Interaktion (MAI) der Umgang von Menschen mit sprachbasierten Agenten untersucht. Am 11.April 2024 fand die Abschlusskonferenz des Netzwerks statt.
Über das MAI-Netzwerk
Das IWM hatte schon 2020 das Potenzial dieser Technologien erkannt und das MAI-Netzwerk aufgesetzt, um die Akzeptanz und Performanz von Sprachassistenten zu untersuchen. Im Netzwerk gab es acht interdisziplinäre Projekte, in denen jeweils ein*e Doktorand*in des IWMs mit einem externen Kooperationspartner/einer externen Kooperationspartnerin die Akzeptanz solcher Sprachagenten und den Effekt der Nutzung auf die menschliche Leistungsfähigkeit untersuchte.
Die Projekte deckten eine Vielzahl von Kontexten ab – Lernen mit digitalen Tutoren, Interaktionen mit Chatbots im Konsument*innenkontext, Künstliche Intelligenz (KI) in der Wissenschaftskommunikation oder KI-Unterstützung bei Verhandlungen.
Abschlusskonferenz mit Postersessions, Keynotes und einer Podiumsdiskussion
Prof. Dr. Sonja Utz, die Koordinatorin des Netzwerks, stellte bei der Abschlusskonferenz zunächst das Netzwerk und die Highlights der Projekte vor. Die Postersession gab dann Gelegenheit, mit Wissenschaftler*innen des Netzwerks vertiefend ins Gespräch zu kommen. Zudem wurden 17 weitere Poster zum Thema Mensch-Maschine-Kommunikation präsentiert. Umrahmt wurde die Postersession von drei Keynote-Vorträgen.
Keynotes
- Assistenzprofessorin Minha Lee (Universität Eindhoven) sprach über künstliche Emotionen und die Frage, wie Sprachagenten so designt werden können, dass sie moralische Emotionen ausdrücken bzw. darüber reden können. Daneben ging es auch um die Frage, wann wir Sprachagenten oder Robotern Schuld zuschreiben oder sie bestrafen.
- Prof. Dr. Nils Köbis (Research Center Trustworthy Data Science and Security & University of Duisburg-Essen) sprach über die Frage, wie KI ethisches Verhalten von Menschen beeinflusst. In einer beeindruckenden Serie von Experimenten zeigte er, dass Menschen eher bereit sind, unmoralische Entscheidungen zu treffen, wenn ihnen die KI dazu rät oder sie die Entscheidung an eine KI delegieren können.
- Zuletzt wurde Prof. Dr. Detmar Meurers, der im April eine Professur für KI in der Bildung am IWM angetreten hat, willkommen geheißen. Er stellte in seinem Vortrag die Rolle von KI im (Fremd)sprachenerwerb vor. Seine Hauptaussage war, dass KI alleine keine Probleme löst, weil sie keine Information über die Lernenden und ihre Ziele hat. In der Entwicklung zielgerichteter und adaptiver KI-basierter Tools liegt jedoch eine große Chance.
Podiumsdiskussion zu den Auswirkungen von ChatGPT
Der Abend endete mit einer öffentlichen Podiumsdiskussion zu den Auswirkungen von ChatGPT & Co. auf Individuum und Gesellschaft.
Die Diskussion wurde von Eva Wolfangel moderiert. Dr. Anne Scherer (Delta Labs), Dr. Sarah Fischer (Bertelsmann-Stiftung), Prof. Dr. Leo van Waveren (RPTU Kaiserslautern) und Prof. Dr. Peter Gerjets (IWM) sprachen über die Einsatzmöglichkeiten von generativer KI wie ChatGPT.
Neben den Vorteilen wie dem Auslagern repetitiver und langweiliger Tätigkeiten, dem schnellen Erstellen diverser Texte und Vorlagen oder der gleichbleibenden Freundlichkeit bei Beschwerden von Kund*innen wurden insbesondere mögliche längerfristige gesellschaftliche Entwicklungen diskutiert.
Fazit
Die Abschlusstagung hat dazu beigetragen, die deutsche Human-Machine-Communication Community besser zu vernetzen. Insgesamt zeigte die Veranstaltung, dass es zu diesem Themenbereich noch viele offene Fragen und damit erheblichen Forschungsbedarf gibt.
Die Keynotes und die Podiumsdiskussion können über den IWM-YouTube-Kanal aufgerufen werden: https://www.youtube.com/@IWMtue