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Projekt

Vermittlung konflikthafter naturwissenschaftlicher Themen in Ausstellungen: Entwicklung und Optimierung eines Ausstellungsprototyps sowie eines museumsbezogenen Wikis

Arbeitsgruppe

Realitätsnahe Darstellungen

Laufzeit05/2017-12/2021
FörderungDeutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Projektbeschreibung

Das Ziel dieses DFG-Erkenntnistransfer-Projekts war es, auf Grundlage empirischer Evidenz einen prototypischen Ausstellungsbereich im Deutschen Museum zu konzipieren und zu realisieren, in dem den Museumsbesucherinnen und Museumsbesuchern in angemessener Weise konflikthafte Informationen zu einem aktuellen naturwissenschaftlich-technischen Thema vermittelt werden. Zudem wurde im Rahmen des Projekts ein evidenzbasiertes, praxisorientiertes Wiki zur effektiven Präsentation konflikthafter Informationen in Museen und Ausstellungen erstellt (https://www.ausstellungen-kontrovers.de).


Die empirische Evidenz basierte hierbei auf vier Quellen: Zum einen aus dem internationalen state-of-the-art der psychologisch orientierten Besucherforschung und der Forschung zur kognitiven Verarbeitung konflikthafter Information, zum zweiten aus den Ergebnissen von zwei Vorläuferprojekten und anderen museumsbezogenen Projekten. Drittens wurde in einer Bedarfsanalyse geklärt, wie Kuratoren und Ausstellungsmacher mit der Präsentation konflikthafter Themen umgehen. Außerdem wurden Besucherinnen und Besucher des Deutschen Museums zu ihrem Vorwissen, ihren Einstellungen und ihren Erwartungen hinsichtlich des Themas der Ausstellung befragt.


Schließlich wurden in einer Serie von empirischen Studien verschiedene Möglichkeiten der Präsentation konflikthafter Informationen anhand von Designvarianten in ihren motivationalen und kognitiven Wirkungen auf die Besucherinnen und Besucher analysiert und verglichen. In der ersten Design-Studie wurden neutrale und konfliktbetonende Bildunterschriften systematisch variiert. Es ergab sich, dass der Ausstellungsbesuch im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne Ausstellungsbesuch zu einer Erhöhung des thematischen Interesses, zu einem Wissenszuwachs und zu einem ausgewogenerem Argumentenrepertoire führte. Die Variation der Bildunterschriften hatte allerdings keinen signifikanten Einfluss. In der zweiten Studie wurden Fotos von Exponaten, reale Exponate zum Ansehen und reale Exponate zum Ansehen und Anfassen verglichen. Es zeigte sich u.a., dass die haptische Exploration der Exponate zu einer Verbesserung der Erinnerungsleistung an die Ausstellungsinhalte führt und die Befragten eine höhere Wahlfreiheit wahrnahmen. In den beiden Design-Studien zur Informationspersonalisierung ergab sich u.a., dass die Art der Personalisierung einen Einfluss auf die Auswahl der vollständig angehörten Interviewtexte hatte.
In enger Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München, dem Deutschen Museum in München und dem Institut für Museumsforschung in Berlin ist mithilfe dieser Studien der Ausstellungsbereich zum Thema Fleischproduktion als Teil der 2022 eröffneten Ausstellung Landwirtschaft und Ernährung entstanden.

Kooperationen

Technische Universität München

Deutsches Museum München

Institut für Museumsforschung Berlin

Publikationen

Novak, M., Gramser, S., Köster, S., Ceseña, F., Gerber‐Hirt, S., Schwan, S., & Lewalter, D. (2024). Presenting a socio‐scientific issue in a science and technology museum: Effects on interest, knowledge and argument repertoire. Science Education, 108(1), 107-122. https://dx.doi.org/10.1002/sce.21830 Open Access
 

Novak, M., Phelan, S., Lewalter, D., & Schwan, S. (2020). There is more to touch than meets the eye: haptic exploration in a science museum. International Journal of Science Education, 42(18), 3026-3048. https://dx.doi.org/10.1080/09500693.2020.1849855
 

Kontakt

Dr. Magdalena Novak Dr. Magdalena Novak
Tel.: +49 7071 979-365