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Projekt

Verfolgung und Verwaltung

ArbeitsgruppeMultimodale Interaktion
Laufzeit10/2021-12/2022 (Verlängerung bis Ende 2024 geplant)
FörderungDie Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Land Brandenburg
Projektbeschreibung

Im Nationalsozialismus wurden Diskriminierung und Mord mithilfe bürokratischer Routinen erschreckend effizient umgesetzt. Die Verbrechen der NS-Zeit konnten mit dem Einsatz von Verwaltungssprache und beschönigenden Begriffen in Formularen und Briefwechseln als notwendige und harmlose Vorgänge dargestellt werden. Wie aber lässt sich dieses Phänomen anhand beispielhafter NS-Dokumente interesseweckend, intuitiv und interaktiv für Besucher*innen aufbereiten? Können Besucher*innen mit dem richtigen Medium NS-Dokumente lesen und einschätzen lernen?

Im Projekt wird in der Gedenkstätte Sachsenhausen eine Ausstellung zur Inspektion der Konzentrationslager (IKL) – dem Verwaltungsapparat aller Konzentrationslager – neu konzipiert und mit neu entwickelten digitalen Besucherinformationssystemen ergänzt. Inhaltlich soll die zunehmende Verschmelzung von brutalen SS-Machenschaften mit nüchternen Verwaltungsvorgängen genauso eine Rolle spielen, wie die Darstellung von Täter- und Opferperspektiven. Kernstück wird ein Multi-Touch-Tisch, für den das IWM eine Anwendung entwickelt. Es sollen mehrere NS-Verwaltungsdokumente präsentiert werden, mit denen sich die Besucher*innen selbständig beschäftigen können. Die klassischen intuitiven Gesten wie Drehen, Schieben und Zoomen werden erweitert durch anklickbare Informationsfelder, die vertiefende Texte zum Dokument bereithalten. Die Inhalte der Ausstellung und des Multi-Touch-Tisches sollen zudem als interaktive Web-Anwendung angeboten werden, die das Thema für die Besucher*innen verschiedener NS-Gedenkstätten zugänglich macht.

In der begleitenden empirischen Forschung wird die Benutzerfreundlichkeit der Touch-Anwendung erfasst. Außerdem wird untersucht, inwiefern die Nutzung der Anwendung einen Lerneffekt auf die thematische und sprachliche Einschätzung von ausgewählten NS-Schriftstücken hat.

Kooperationen

Dr. Axel Drecoll, Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten