Der Wissenserwerb und Informationsaustausch zwischen Personen wird durch viele soziale Rahmenbedingungen beeinflusst: Wie gut zum Beispiel Teammitglieder und ihre Vorgesetzten über große Distanzen hinweg virtuell zusammenarbeiten, ob Nutzende im Angesicht neuer Informationen ihre Einstellung zu einem Thema ändern und sich online oder direkt an kollektivem Protest beteiligen, oder wie sehr Kollaborationspartner*innen Systeme mit künstlicher Intelligenz in der Zusammenarbeit akzeptieren und nutzen möchten, hängt maßgeblich von sozialen Faktoren ab. Genauer spielen soziale Beziehungen zwischen den Beteiligten (z. B. Machtunterschiede), Emotionen (z. B. Ärger oder Angst) sowie die Motivation der Beteiligten (z. B. gemeinsam ein Ziel zu erreichen oder die eigene Verantwortung zu signalisieren) eine zentrale Rolle. Diese Faktoren können besonders die virtuelle Zusammenarbeit beeinflussen; denn hier werden weniger soziale Hinweise als bei der face-to-face Zusammenarbeit vermittelt. Als Konsequenz gewinnen bei der virtuellen Zusammenarbeit bestehende soziale Beziehungen (z. B. Machtunterschiede) an Bedeutung. Zudem werden immer mehr Informationen zu aktuellen Themen (z. B. dem Klimawandel) in virtuellen Umwelten kommuniziert, wo sich auch soziale Bewegungen (z.B. zu kollektiver Protest) bilden. Es ist daher wichtig zu verstehen, wie die Kommunikation von spezifischen Informationen individuelle und kollektive Reaktionen beeinflusst.
Die ehemalige Arbeitsgruppe Soziale Prozesse beschäftigte sich bis 2023 damit, wie diese sozialen Faktoren die Zusammenarbeit erleichtern oder erschweren. Ein Ziel war es, zu verstehen, inwiefern soziale Beziehungen – vermittelt über motivationale Prozesse (d. h. Selbstregulation) – die Zusammenarbeit in virtuellen Kontexten fördern bzw. behindern. Zudem betrachtete die Arbeitsgruppe, wie Emotionen (z. B. Angst oder Ärger) die Einstellung von Personen zu aktuellen Themen (z. B. Forschungsergebnissen oder dem Klimawandel) und die Verarbeitung von Informationen beeinflussen. Dabei beschäftigte sie sich auch mit der Akzeptanz digitaler Technologien – vor allem im Bereich der Künstlichen Intelligenz.